Nach der ewigen Tippelei und Treppenstufen haben wir gestern beschlossen, uns einfach fahren zu lassen. Die Idee war, mit der Metrolinie 1 zu fahren, die Stationen Richtung Bahnhof sollen alle mit irgendwelchen künstlerischen Darstellungen ausgestattet sein. Also zuerst mit der „Funiclar“ wieder zur Oberstadt und zum Startpunkt der Linie 1. Diese Station war allerdings von irgendwelchen künstlerischen Darstellungen weit entfernt, wenn man mal die Beleuchtung außer Acht läßt. So fuhren wir denn los, und stiegen an der Station „Museo“ aus, aber dort war auch nicht viel. Also zur Endstation Bahnhof, und dieser Bereich der Metro war zwar architektonisch ganz nett, aber nichts besonders. Ein klein bisschen enttäuscht waren wir schon. Bis wir auf einmal ein Plakat entdeckten, auf dem die Stationen vorgestellt wurden, nur davon haben wir nichts gesehen. Hätten vielleicht doch noch durch die Sperren gehen und wieder ein neues Ticket kaufen sollen. Haben wir aber nicht gemacht. 😂
Das, was auf dem Plakat abgebildet war, haben wir zwar teilweise im Vorbeifahren registriert, aber nicht als besonders künstlerisch angesehen. Da haben wir schon wesentlich “schönere” künstlerische U-Bahn Stationen gesehen.
So sind wir dann doch wieder Richtung Altstadt gelaufen, um die Führung „Napoli Underground“ zu erleben. Wir waren rechtzeitig dort, und los ging es. Zuerst einmal 122 Stufen hinunter (wollte keine Stufen mehr laufen…) , so dass man 40m unter der Oberfläche war. Das Thema der Tour waren die unterirdischen Kavernen und Wasserversorgung, die schon im Jahre 200 v.C. von den Griechen begonnen wurden. Damit wurde die Bevölkerung von den Quellen am Vesus mit Wasser versorgt. Dazu legten die Griechen schon etliche ca. 7m tiefe Wasserbecken und Kanäle an, die nach der Eroberung durch die Römer noch erweitert wurden auf ca. 100km Wasserläufe. Diese Konstruktion wurde zur Wasserversorgung Neapels bis ca. 1884 genutzt, aber dann kam eine Cholera Epidemie und die Versorgung wurde geschlossen.
Und was machten die Neapolitaner dann mit dem unterirdischen System? Sie füllten die Hohlräume mit Müll, eine einfache Art der Entsorgung. Während des 2. Weltkrieges wurde das unterirdische System als Luftschutzräume benutzt. Vorher hatte man den Müll verdichtet und einfach mit Beton abgedeckt. Nach dem Einmarsch durch die Amerikaner am 01.10.1943 lebten noch etliche Familien weiter im Untergrund, Neapel war zu 40% zerstört worden. Allerdings konnte ich nicht herausfinden, seit wann die Katakomben für die Öffentlichkeit wieder zugänglich gemacht wurden.
Egal, nach den ersten 122 Stufen gelangten wir in eine große Kaverne, man konnte den Wasserstand erkennen, die Römer hatten die Wände und Böden schon mit einer Farbe bestrichen, denn sonst hätte das poröse Tuffgestein alle Feuchtigkeit aufgesaugt. Weiter ging es durch wirklich enge Gänge (40 cm Schulterbreite, aber ich bin durchgekommen 😜) bis zum nächsten Wasserbecken, alles sehr gespenstisch und abenteuerlich, zumal in den Gängen kein Licht vorhanden war und wir mit batteriebetriebenen Kerzen ausgestattet wurden.
Zum Ende der Führung und nach 122 Stufen wieder ans Tageslicht wurden wir noch zu historischen Grundmauern eines ehemaligen römischen Amphitheaters geführt. Dieses Theater soll 6.000 Menschen Platz geboten haben, und angeblich hat hier Kaiser Nero seine Sangeskünste zum Besten gegeben.
Nach soviel Kultur machten wir uns auf den Heimweg, und kamen bei unserem Lieblingsmetzger vorbei, der toll schmeckende Würste verkauft, hatten wir uns am Abend vorher schon welche gebraten. Eine Wurstsorte war mit Spinatgemüse zubereitet, der Metzger meinte allerdings, es seien Rübenstiele. Oder unser Übersetzer ist dumm oder der Metzger kann nicht richtig schreiben 😜 Egal, sehr sehr lecker.